Liebe Mitreisende, der einen oder dem anderen von euch ist sicher auch schon mal alles zu viel geworden. Wenn sich Verpflichtungen und Aufgaben zu türmen scheinen, dann noch ein paar Sorgen dazu kommen, kann sich das Gefühl einstellen, alles nicht mehr zu schaffen. Die Übersicht geht verloren und der Abstand, den man braucht, um sich der Situation angemessen zu organisieren, ist auch nicht mehr da. Stattdessen wächst der Wunsch, einfach überhaupt nichts mehr tun zu müssen. Nie mehr.
Vollkommen überfordert kann man sich aber auch ohne erkennbaren Grund fühlen. Man steht morgens auf und fühlt sich schon erdrückt von der Last des Tages. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Depressionen, auch wenn die mit einem Gefühl der Überforderung verbunden sein können. Besonders hellfühlige Menschen oder Empathen merken es deutlich, wenn kosmisch eine Menge los ist. Mich hat es zum Beispiel früher regelrecht umgehauen, wenn starke Sonneneruptionen verzeichnet wurden.
Ich habe mich in mehreren Lebensphasen vom Leben niedergedrückt gefühlt, sei es in Form einer für mich nicht zu schaffenden Abgabefrist für ein Drehbuch oder einer Fülle von Aufgaben bei einer Haussanierung, von denen jede Einzelne mir schon riesengroß erschien. Es gab auch Zeiten, in denen ich getrauert habe und deswegen sehr verlangsamt war in allem was ich tat. Im Rückblick auf frühere Lebensphasen hätte mir zu gegebener Zeit sehr geholfen, wenn mich jemand bei der Hand genommen hätte und gesagt: „Sabine, du musst das nicht alles auf einmal machen und auch nicht alles alleine. Überleg mal ganz in Ruhe, was der nächste kleine Schritt ist, den du heute tun kannst, und den machst du dann ganz bewusst.“
Mit dieser simplen Technik holt man sich ganz effektiv raus aus dem Gefühl, wie ein verängstigtes Kaninchen auf der Schnellstraße zu sitzen. Man hat etwas geschafft: die Kochwäsche, den Antrag auf XY, die Autoinspektion gebucht, den Aktenstapel sortiert. Der kleine Abstand zu sich selbst ist wieder da, der notwendig ist, um durchzuatmen und Prioritäten neu zu setzen. Das funktioniert, egal, ob das Gefühl von Überforderung konkrete Auslöser hat oder scheinbar aus dem Nichts über einen kommt. Die konkrete, physische Handlung löst heraus aus dem Gefühl, neben sich stehen und nahezu handlungsunfähig zu sein.
Auch das Herauslösen aus lähmenden Sorgen funktioniert über einen Schritt in die Gegenwart. Oft ist das meiste, um das wir uns Sorgen machen, ja noch gar nicht eingetreten. Wir stellen uns nur vor, wie es sein wird, wenn das eintritt, vor dem wir uns fürchten. Fakt ist: Niemand von uns weiß, was in der nächsten Stunde passiert, geschweige denn im Laufe des Monats.
An dieser Stelle erlaube ich mir einen kleinen Ausflug in ‚meine‘ Welt der metaphysischen Malerei. Ich male und zeichne – unter anderem – die Muster für mögliche Realitäten. Jeder Mensch bildet diese Muster und es gab Phasen in meinem Leben, in denen ich sie sehr intensiv um andere Menschen herum gesehen habe. Diese Muster sind die Blaupausen für das, was sich als physische Realität formt. Je harmonischer ein Mensch mit dem Fluss des Lebens interagiert, desto größer ist die Chance auf eine als angenehm empfundene, erfreuliche Manifestation.
Wenn ein Mensch sehr mit Vergangenem beschäftigt ist, zum Beispiel aus Reue, Wut oder Trotz, sehen die Farben der Muster dunkel verschmutzt aus, zum Teil können sie auch zerrissen sein oder komplett verblichen. Sobald dieser Mensch auch nur einen kleinen Schritt macht hin zur Gegenwart, sich vielleicht sogar für Dankbarkeit öffnet und und die Freude an dem, was in seinem Leben schön ist, verändern sich die Muster. Im selben Moment verändert sich die mögliche Zukunft. Das heißt, je positiver ich meine Gegenwart gestalte, desto besser wird meine Zukunft.
Die Zukunft ist also nicht fix und fertig, sondern entsteht in jedem Moment neu. Kann einem durch und durch positiven Menschen also nichts ‚Schlechtes‘ passieren? Ja und nein. Wenn der Weg zur Reife oder zu einer anderen Qualität durch ein Tal führt, gibt es meistens keine Abkürzung. Allerdings kann aus einer richtigen Katastrophe eine viel mildere Prüfung werden. Und auch ein sehr schwieriger Weg wird mit einer positiven Einstellung besser gemeistert.
Nun zurück zur Sorge, die erdrückt. Hab keine Angst, dich mit jemandem hinzusetzen und zu besprechen, wie es dir geht. Es ist auch völlig okay, sich mal richtig auszukotzen. Einmal, maximal zweimal. Beim dritten Mal fängst du an, eine negative Realität aktiv zu erschaffen und mit jedem Mal, wo du erzählt, wie schlimm alles ist, bastelst du an dieser Realität. Deine Worte und deine Gedanken haben die Kraft zu erschaffen. Besser ist, sich Schritte zu überlegen, wie die Situation zu verändern ist. Wenn du dir zum Beispiel keinen Babysitter leisten kannst, um mal frei zu haben, dann kannst du vielleicht eine Gegenleistung anbieten oder dich mit jemandem zusammentun der auch mal babyfrei haben will. Es ist immer dieser erste kleine Schritt, der die größere Veränderung einleitet.