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Musen schlafen nicht

Last updated on 21. Februar 2022

Ja, es gibt diese Tage, die sich schal anfühlen und schlaff. Wo Inspiration nur noch als trübe Erinnerung existiert. Zudem haben manche Menschen ständig Ideen und andere gebären ihre Ideen einmal pro Quartal und arbeiten die dann ab. Dessen ungeachtet gilt:

Deine Muse schläft nie. Niemals! Du bist nur unterschiedlich aufnahmefähig für Impulse. Und: Du musst Impulse aufnehmen und ausprobieren, sonst versiegen sie.

Die Welt ist voller großartiger Ideen. Sie brauchen kleine Inselchen, die als Landeplätze für Ideen geeignet sind. Wo sie sich wohlfühlen und einnisten können. Es lohnt sich, im Café oder im Park nicht ins Handy zu starren, sondern die Gedanken schweifen zu lassen. Notizbuch und Stift mit sich herumzutragen und damit vorbeiflatternde Ideen einzufangen. Es gibt auch Menschen, die beim Autofahren von der Muse geküsst werden und ihre Gedanken mit einer Sprachaufzeichnung festhalten. Aufzeichnen funktioniert auch beim Gemüseputzen oder Bügeln, wenn die einfache Tätigkeit das Geplapper im Kopf so weit beruhigt, dass die feine, leise Stimme der Intuition durchkommen kann.

Manche Idee erweist sich auf den zweiten Blick als doch nicht so attraktiv. Aber die Chancen sind recht hoch, dass etwas dabei ist, was dich fasziniert und begeistert. Dann kommt Phase Zwei. Ich nenne sie ‚die Hecke‘. In dieser Hecke wuchert alles durcheinander. Zweifel, Bedenken, Neinsagen aus Prinzip, finanzielle Überlegungen… In Phase Zwei kann mensch sich jahrelang aufhalten. Die Hecke wird zum Zweitwohnsitz. Um sie zu verlassen hilft nur eins: anfangen.

Feldversuch

Ich hatte die Idee, selbst Hirsemilch herstellen. Das Ergebnis meiner Bemühungen hat mich nicht vom Hocker gerissen. Mein Antrieb war auch nicht groß genug, um weitere Versuche zu machen. Ich habe es ausprobiert und die Idee von meiner ich-wollte-doch-mal-Liste gestrichen. Check!

Bei größeren Unternehmungen wirst du dich in der Regel an dein Ziel anpirschen müssen. Willst du dich in einer bestimmten Branche selbständig machen, dann schau, ob du in einem ähnlichen Betrieb ein Praktikum machen kannst. Wenn das nicht geht, dann halte dich wenigstens im Umfeld auf und studiere die Abläufe, soweit das eben möglich ist. Schreib alle Fakten, die du zuverlässig ermitteln kannst, auf.

Willst du ernsthaft ein Buch schreiben, beginne damit herauszufinden, was für eine Art von Autor*in du bist. Brauchst du einen Fahrplan für dein Buch – eine Outline oder ein Treatment – oder schreibst du erst mal drauflos bis Seite 100 und bringst erst in den nächsten Schritten die Dramaturgie hinein?  Schreibe, lerne dich in der neuen Rolle kennen und lass dich von dir selbst überraschen.

Nach diesen ersten Praxistests  (keiner von diesen Schritten kostet viel Geld) bist du auf jeden Fall klüger und auf eine gesunde Art ernüchtert. Bei kleinen Dingen ist es nicht schlimm, wenn zum Beispiel die Investition in einen Nussmilchbeutel sich nicht wirklich amortisiert durch viele Liter selbstgebrauter Hirsemilch. Bei größeren Dingen, wenn du ein Ladenlokal mieten oder Geräte anschaffen musst oder deinen bisherigen Job kündigst, solltest du so gut wie möglich vorbereitet sein.

Attraktiv sein

In diesem Text geht es mir noch nicht um den Schritt in die Praxis, sondern um Offenheit für die Einflüsterung deiner persönlichen Muse. Aber: Inspiration – egal ob für ganz kleine Dinge wie ein Kochrezept – oder für große Dinge braucht einen fruchtbaren Boden. Wenn du Inspirationen nachgibst, indem du sie umsetzt und ausprobierst, machst du dich selbst für neue Eingebungen empfänglich. Wenn du andersherum jede Inspiration im Keim erstickst – weil du keinen Sinn darin siehst, weil du keine Zeit hast, weil es sowieso nicht klappt …weil… weil… wird es irgendwann sehr still.

Wenn du länger schon das Gefühl hast, dir fehlen Ideen, du bist unzufrieden und uninspiriert, fang mit kleinen Schritten an, um dich wieder attraktiv für die Muse zu machen. Geh nicht immer den gleichen Weg zur Arbeit, benutze nicht immer die gleiche Seife, iss auch mal eine Eissorte, die du noch nie hattest. Weck dich selbst aus dem Dornröschenschlaf. Wenn dir diese Schritte zu klein oder zu banal erscheinen, unterschätzt du ihre Wirkung. Inspiriert sein ist eine innere Haltung und diese Haltung kann man einnehmen. Das ist doch eine schöne Idee!

 

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